Der Tampondruck ist ein indirektes Druckverfahren nach dem Tiefdruckprinzip. Er eignet sich insbesondere zum Bedrucken von Kunststoff- und Metallobjekten und kann auch dann eingesetzt werden, wenn der Druckbereich uneben ist. Der namensgebende Silikon-Tampon überträgt die Farbe auf den Druckbereich. Er ist leicht verformbar, nimmt Farbe sehr gut auf und gibt sie präzise wieder ab. Das Tampondruck-Verfahren wird angewandt, um vielfältige Zielmedien hochwertig, farbintensiv und widerstandfähig zu bedrucken.
Tampondruck – Wissenswertes rund um das Druckverfahren
Innovation Tampondruck: Das kann das Druckverfahren
Der Tampondruck hat sich in seinem Anwendungsfeld sehr schnell durchgesetzt. Das weiche Trägermaterial überzeugt besonders beim Bedrucken von sensiblen Materialien; außerdem ist es mit dem Verfahren möglich, Medien zu bedrucken, die keine plane Oberfläche haben, also zum Beispiel kugelförmige Objekte oder solche, die konvex oder konkav geformt sind. Der Tampondruck wird überwiegend in der Werbeindustrie, in der Dekoration, zum Bedrucken von Spielsachen sowie für die Kennzeichnung und Markierung von technischen Geräten eingesetzt.
Einfache Erklärung: Wie funktioniert der Tampondruck?
Beim Tampondruck handelt es sich um eine einfache Drucktechnik. Das indirekte Tiefdruckverfahren wird in zwei Arbeitsgängen durchgeführt:
Im ersten Schritt wird das Druckmotiv rund 30 μm tief in eine Klischee genannte Druckplatte geätzt (Abbildung Schritt a.). Dieses Ätzverfahren kann selbst feinste Linien wiedergeben – auch auf einer sehr kleinen Druckfläche. Es entsteht ein stempelähnliches Druckklischee mit feinen Vertiefungen; diese Vertiefungen nehmen später die Druckfarbe auf.
Das Klischee wird nun vollständig mit Druckfarbe überzogen. Eine Rakel streift die überschüssige Farbe ab, sodass sich die Druckfarbe nur noch in den geätzten Vertiefungen befindet (Abbildung Schritt b.). Nun wird der Tampon auf das Klischee gepresst; er nimmt die Farbe aus den Vertiefungen auf (Abbildung Schritt c.) und überträgt sie im zweiten Schritt auf das Zielmedium. Da der Tampon elastisch ist, passt er sich der Form des zu bedruckenden Objekts an und überträgt so das Motiv auch auf unebene Oberflächen (Abbildung Schritt d.). Nach dem Druckvorgang wird der Tampon gesäubert und wiederverwendet.
Es gibt verschiedene Tampondruck-Verfahren: Das Offene Farbsystem, das Geschlossene Farbsystem, den Rotationstampondruck und den Rundumtampondruck. Jedes Verfahren bietet seine eigenen Vorzüge: So bedruckt beispielsweise das Offene Farbsystem besonders große Druckflächen. Das Geschlossene System ist gängiger und schneller in der Anwendung: Bei ihm erfolgen Farbauftrag und Rakeln in einem Arbeitsgang; damit sind die Druckfarben besser vor äußeren Einflüssen geschützt. Beim Rotationsdruck wird die Farbe über walzenförmige Klischees auf ebenfalls walzenförmige Tampons aufgebracht. Die Walzen können sich fließend gegeneinander bewegen, sodass der Druckprozess kontinuierlich und wesentlich schneller läuft: Damit lassen sich höhere Auflagen realisieren. Im Rundumtampondruck schließlich kann das Zielmedium um die eigene Achse gedreht und an einen Riementampon herangeführt werden. Das ermöglicht es, besonders kompliziert zu bedruckende Zielmedien wie Flaschenkappen rundum mit einem Aufdruck zu versehen. Auch hier sind hohe Durchsätze möglich.
Vorteile und Nachteile des Tampondrucks
Der Vorteil dieser besonders flexiblen Druckübertragung liegt vor allem in der Verformbarkeit des Tampons. Konvexe oder konkave Flächen sowie unebene, vertiefte oder mechanisch empfindliche Bedruckstoffe können hochwertig und präzise veredelt werden. Insbesondere die Werbeindustrie vertraut daher auf den Tampondruck. Beispiele sind hier Einkaufswagenchips, Parkscheiben, Taschenmesser oder Tassen, die mit dem Tampondruck mehrfarbig und randscharf bedruckt werden.
Weitere Vorteile des Tampondruck-Verfahrens sind:
- Bedruckstoffvielfalt: Fast jedes Zielmedium lässt sich mit geeigneten Farben bedrucken.
- Hohe Qualität: Im Tampondruck ist die Abbildung von feinsten Linien und filigranen Motiven möglich.
- Flexible Auflage: Mit dem Tampondruck lassen sich alle Auflagenstärken realisieren.
- Hohe Beständigkeit: Je nach Farbtyp ist der Aufdruck sehr beständig gegen mechanischen Abrieb oder Chemikalien.
- Mehrfarbendruck: Mehrfarbendrucke sind ohne Zwischentrocknung möglich; die Farben werden – im Gegensatz zum Siebdruckverfahren – üblicherweise in nur einem Arbeitsschritt aufgetragen.
- Geringer Trocknungsaufwand: Lufttrocknung bei Raumtemperatur ist im Tampondruck üblich.
Die Nachteile sind überschaubar: Die Druckformate sind je nach Tampondruck-Verfahren lediglich in der Größe begrenzt. Außerdem ist die Farbschichtdicke relativ gering, sodass spezielle, hochpigmentierte Farben zum Einsatz kommen müssen.
Für welche Materialien eignet sich das Tampondruck-Verfahren?
Aufgrund der Anpassungsfähigkeit des Tampons kann beinahe jedes beliebige Material bedruckt werden. Dazu zählen Edelstahl, Metall, Glas, Holz, Papier, Karton, Kunststoff, Leder und Plexiglas.
Die Geschichte des Tampondrucks
Der Tampondruck, wie er heute eingesetzte wird, entstand im Jahr 1968. Allerdings nutzte schon Johannes Gutenberg einen lederbezogenen Ballen, französisch „Tampon“, um die Druckerschwärze auf den Buchstaben zu verteilen. Im Laufe der weiteren Entwicklung der verschiedenen Drucktechniken geriet dieses Hilfsmittel jedoch wieder in Vergessenheit. Erst um 1900 tauchte es in der Schweizer Uhrenfertigung wieder auf: Der steigenden Nachfrage nach Taschenuhren konnten die Uhrenmanufakturen kaum nachkommen, da die Zifferblätter handgefertigt wurden. Das nahm viel Zeit in Anspruch und machte die kunstvoll nach individuellen künstlerischen Entwürfen gefertigten Uhren nur für vermögende Käufer erschwinglich. Man suchte nach Möglichkeiten der Vereinfachung; die gewölbte Form der Zifferblätter machte jedoch den Einsatz bisher bekannter Druckverfahren unmöglich.
Abhilfe schaffte schließlich eine Form der Stempelmaschine: Ein Gelatine-Tampon, der sich an die gewölbte Oberfläche der Uhren anpassen konnte, nahm aus den gravierten Vertiefungen einer eingefärbten Druckplatte die Farbe auf. Im nächsten Arbeitsschritt wurde das gravierte Motiv auf das Zifferblatt der Uhr übertragen. Dieses sogenannte Declacierverfahren markierte den Anfang der Erfolgsgeschichte des heutigen Tampondrucks.
Den entscheidenden Schritt in der Entwicklung der Tampondruckmaschinen fand 1968 statt. Der Graveurmeister Wilfried Philipp suchte nach Alternativen für die kurzlebigen Gelatine-Tampons. Er wollte häufige Tamponwechsel vermeiden und die damit einhergehenden Stillstandzeiten der Druckmaschinen reduzieren. Philipp stellte fest, dass Silikon deutlich bessere Materialeigenschaften bot: Es ist im Gegensatz zu Gelatine äußerst langlebig, passt sich flexibel jeder Form an und überträgt die Farbe nahezu ohne Verlust auf das Druckobjekt. Auch den Druckprozess selbst gestaltete Philipp effizienter und elektrifizierte ihn. So entstanden die ersten Tampon-Druckmaschinen mit Silikontampons, die seitdem aus der Drucktechnologie nicht mehr wegzudenken sind.